TAG 36

15. Juli 2017 Lauenburg

Wenn man eine intakte mittelalterliche Stadt, in der alle modernen Geschäfte so gut integriert sind, dass sie kein bisschen stören, sehen will, dann sollte man nach Lüneburg fahren. Am besten bei Sonnenschein und an einem Sonnabend, wenn vor der barocken Fassade des Rathauses Markt abgehalten wird. Die Straßen sind voll von gut gelaunten, flanierenden Menschen, als würde gerade ein Fest gefeiert. Und man kann sich nicht sattsehen an all den blumengeschmückten Fassaden. Ein Haus ist schöner als das andere. Lüneburg ist ein Juwel. Das hat auch die Tourismusindustrie entdeckt. Hotels ohne Zahl, ebenso Restaurants und Cafés – und saftige Preise.IMG_2786

Wir hatten bei unserem morgendlichen Spaziergang durch die Stadt das besondere Vergnügen immer wieder angesprochen zu werden: „Sie sind doch die beiden Damen aus der Zeitung“. Das schöne, lange Interview mit uns von Anna Sprockhoff in der Landeszeitung war offenbar von sehr vielen Menschen mit großer Aufmerksamkeit gelesen worden. Der Artikel trug auch dazu bei, dass sich gestern Abend im Foyer des Hotels Altes Kaufhaus eine große Runde interessierter Zuhörerinnen zur Lesung einfand. Schon um viertel vor acht waren alle Sitzgelegenheiten besetzt, und es mussten noch Stühle herbeigetragen werden. Dank an die beiden Damen vom Empfang, die dafür sorgten, dass alle sitzen konnten. Ich las einen Abschnitt aus dem 1. Teil, in dem es um die titelgebende Erfahrung der Breite von Zeit geht, und aus dem 2. Teil Hennys Begegnung mit Carl in London. Danach gab es noch eine sehr intensive Diskussion zum Thema Alter mit zum Teil sehr persönlichen Beiträgen. Insgesamt ein gelungener Abend.

Nun sind wir in Lauenburg in einem Hotel direkt an der Elbe und haben uns schon auf der Terrasse vorzügliche Matjes mit Bratkartoffeln schmecken lassen.

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Das Gefühl, in unbekannten Landstrichen unterwegs zu sein, hat sich spätestens seit Salzwedel verflüchtigt. Nachdem es ganz allmählich immer „norddeutscher“ wurde, ist es hier nun endlich so norddeutsch, wie es nur sein kann. Und damit stellt sich auch das Gefühl von „Zuhause“ ein. Geographisch lässt sich wahrscheinlich gar keine Linie bestimmen, ab der Norddeutschland beginnt, aber der Klang der Sprache, der andere, ernsthaft-freundliche Umgang der Menschen miteinander, eine gewisse Langsamkeit, die Weite der Landschaft und die Nähe zum Meer – all das zusammen (und wahrscheinlich noch vieles mehr) macht den Norden aus. Heide, die seit dreißig Jahren in München lebt, fällt der Unterschied zwischen Nord und Süd besonders auf. Für mich sind die Münchener alle „fesch“; einen feschen Bremer kann ich mir nicht gut vorstellen.

Morgen sind wir in Mölln, und das ist nun wirklich so gut wie Zuhause. Die Versuchung, „schnell mal eben“ nach Hause zu fahren, ist groß, aber wir halten unsere Vorgaben eisern ein und bleiben bei unseren kleinen Schritten: Sonntag: Mölln, Montag: Ratzeburg, Dienstag: Rothenhusen und Party im Fährhaus um 17 Uhr. Jeder, der Lust hat zu kommen, ist herzlich eingeladen. Wir freuen uns schon mächtig, Euch alle wiederzusehen.

Ach ja. Wer das Interview in der Lüneburger Landeszeitung vom 14.7. 17 nachlesen möchte, hier ist der link: http://bit.ly/2vone71

 

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