TAG 38 Fortsetzung

Unseren letzten Tag in Ratzeburg haben wir noch richtig genossen. Das Wetter war schön, warm und windstill, und wir waren noch in dem Gefühl unterwegs: Das geht immer so weiter, jeden Tag ein neuer Ort und nichts weiter zu bedenken als: wo werden wir schlafen, wo werden wir etwas Ordentliches zu essen bekommen, wo laufen „wir“, wo treffen wir uns, und wann schreibe ich? So nahmen wir uns Zeit für das A. Paul Weber-Haus. Ich war ein paar Mal zu Sonderausstellungen dort (Lasker-Schüler erinnere ich) und habe Weber nur nebenbei wahrgenommen. Jetzt aber richtig – bis in den mittelalterlichen Gewölbe-Keller, wo 700 Lytho-Steine aufbewahrt werden (beidseitig bezeichnet). Es sind Solnhofer Kalkschiefer-Platten, und es freut mich, dass ich weiß, wo sie herkommen. Aus dem Altmühltal nämlich. Ein solches Stein-Archiv ist weltweit einzigartig, da die meisten Künstler die teuren Steine nach Druck wieder abgeschliffen und erneut verwendet haben.

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Der Mann hat ein unfassbar umfangreiches Werk hinterlassen. Die Sammlung auf der Ratzeburger Dominsel umfasst nur etwa 300 Werke, darunter auch Gemälde, Weber hätte auch genauso gut ein erfolgreicher Maler werden können. Vielen seiner zeitkritischen Zeichnungen müsste man nur neue Unterschriften verpassen, und sie wären absolut aktuell. Wie die folgende Zeichnung aus der Reihe „Schachspiel der Weltgeschichte“. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

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Und wieder eimal (für mich) der Ratzeburger Dom, für Heide zum ersten Mal. Der Dom gehört mit zu den ältesten Backsteinkirchen Norddeutschland. Mir gefällt immer wieder seine gedrungene Gestalt, und wie er da so auf seiner Insel umgeben von Wasser thront. Aber sein heller Innenraum wirkt im Gegensatz zu dem in Mölln mit seinem andachtsvollen Dämmerlicht nüchtern, so recht protestantisch.

Wir spazieren um den Küchensee und lassen die Zeit vergehen, denn erst für 5 Uhr ist unser Erscheinen in Rothenhusen angesagt. Für die letzten verbleibenden circa 12 km braucht Heide nicht mehr als eineinhalb Stunden. Wir sollten zusammen ankommen, war mit den Freunden abgemacht. Das tun wir dann auch, erst Heide, dann ich mit dem Auto. Eine Girlande ist über die Straße gespannt, die Heide in vollem Lauf durchbricht als wäre sie ein Zielband – was sie dann ja auch ist: Wir sind angekommen. Großes Hallo. Blumen, herzliche Umarmungen. Lauter liebe Freunde haben sich aufgemacht, uns zu begrüßen. Ich bin ganz gerührt. Herzlichen Dank Euch allen an dieser Stelle. Wir haben uns beide sehr gefreut, so empfangen  zu werden.

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Es war der wärmste Tag der Woche – in jeder Hinsicht. Wir feierten alle noch lange an einem großen Tisch direkt am Ratzeburger See. Es war ein wunderbarer Abend, milde und windstill, und der See glatt wie ein ausgebreitetes Tuch vor unseren Augen. Eine wunderschöne Heimkehr nach 38 Tagen UNTERWEGS. Alle, die dabei waren, werden diesen Abend sicher noch lange in guter Erinnerung behalten.

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Ein Gedanke zu “TAG 38 Fortsetzung

  1. Liebe Brigitte, voller Interesse habe ich immer die Berichte eurer Erlebnisse gelesen. Ich habe Gegenden und Orte kennengelernt,die ich noch nie gehört habe.Ich finde es ganz super,daß euer Projekt so gut gelaufen ist. Liebe Grüße aus München von Henriette(!) eine ADFC-Kollegin von Heide

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