Wieder Zuhause

Die Verkleinerung der Welt durch eine Absicht

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Natürlich sind wir beide Privilegierte, und das ist uns auch bewusst. Zudem waren wir in einem Land unterwegs, in dem man an jeder Ecke etwas zu essen und ein gutes Bett findet, in dem einen niemand überfällt oder aus dem Hinterhalt erschießt. Außerdem schien die meiste Zeit die Sonne, sie wärmte unsere Haut und brachte die Landschaft zum Leuchten – uns fehlte nichts, um ein Übermaß an Freude und eine Vertiefung des Selbstgefühls zu erleben.

Aber vielleicht braucht es doch noch eine Voraussetzung für einen solchen Zustand des Selbstgenügens: Die Bereitschaft, auf liebe Gewohnheiten zu verzichten (der Mittagsschlaf seit 50 Jahren) und die Fähigkeit, tief eingewurzelte Überzeugungen loszulassen (ich kann nur im eigenen Bett gut schlafen – stimmt nicht, oder Nachthemden muss man alle paar Tage wechseln – muss man nicht).

Die (gut finanziell abgepolsterte) Nicht-Sesshaftigkeit hat, so scheint mir, noch andere Vorteile gegenüber der Sesshaftigkeit. Das Eigentum als Garant von Dauer und als Fetisch gegen die Angst vor dem Tod ist enorm verringert, und damit wird die Abwehr der existenziellen Bedrohung durch den Tod hinfällig. Es kann einen überall und jederzeit treffen – und wenn man 77 und 80 ist sowieso. Also dann: Freuen wir uns des Lebens!

Mein Lieblingsspruch ist von Epikur und lautet: „Wenn wir sind, ist der Tod nicht, und wenn der Tod ist, sind wir nicht.“

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